Bericht zur Podiumsdiskussion „Das UNESCO-Welterbe in der Klimakrise: Was können wir tun?“

Hitze, Geschichte und ein drängendes Thema: Am 2. Juli 2025, einem der heißesten Tage des Jahres, versammelten sich Fachleute, Wissenschaftler:innen, Studierende und Interessierte in der historischen Aula der Universität Heidelberg. Unter der drückenden Sommerhitze stand eine Frage im Zentrum: „Das UNESCO-Welterbe in der Klimakrise – was können wir tun?“ Die Temperaturen machten von Beginn an deutlich: Der Klimawandel ist längst keine abstrakte Bedrohung mehr, sondern eine konkrete Herausforderung – auch für das kulturelle Erbe der Menschheit.

Im Anschluss an die Begrüßung folgte eine Einführung in das UNESCO-Policy-Paper zu Klimaaktionsplänen für Welterbestätten, das im Jahr 2023 veröffentlicht wurde und nun in deutscher Sprache vorliegt. Das Papier gibt konkrete Handlungsempfehlungen für den Umgang mit klimabedingten Risiken an Welterbestätten. Die UNESCO-Vertragsstaaten werden darin unter anderem dazu aufgefordert, klimaspezifische Gefährdungsanalysen durchzuführen, Strategien zur Klimaanpassung in das Management des Kulturerbes zu integrieren und lokale Gemeinschaften aktiv in Schutzmaßnahmen einzubinden. Das Papier dient somit als Handlungsrahmen, um Welterbestätten weltweit klimaresilienter zu machen und das mit einem klaren Fokus auf vorausschauendes Handeln und die aktive Einbindung lokaler Akteur:innen.

Es folgten zwei Podiumsdiskussionen. Die erste widmete sich den theoretischen Grundlagen: Internationale Strategien, rechtliche Rahmenbedingungen und die Rolle der Wissenschaft im Schutz von Welterbe wurden diskutiert. Dabei wurde klar: Der Welterbeschutz braucht mehr als technisches Know-how. Gefragt sind tragfähige Governance-Strukturen, sektorübergreifende Kooperationen und vor allem das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Akteur:innen vor Ort.

In der zweiten Diskussion schilderten Vertreter:innen aus der Praxis konkrete Beispiele, mit welchen Mitteln sie bereits heute auf die Klimakrise reagieren. Fachleute und kommunale Akteur:innen handeln – mit Wissen, Kreativität und bemerkenswerter Ausdauer, häufig jedoch unter herausfordernden Bedingungen. Es wurde deutlich, dass vielerorts schon Lösungen entstehen, aber auch, dass eine Lücke zwischen Anspruch und Realität besteht. Gute Praxis allein genügt nicht, wenn es an struktureller, finanzieller und politischer Unterstützung mangelt. Ein zentrales Thema war die Rolle der Risikobewertung: Klimarisikoanalysen gelten als Grundlage präventiven Handelns, sind in der Praxis jedoch noch kaum etabliert. Gefordert wurde deshalb eine stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Klimawissenschaft, Satellitenbeobachtung, Denkmalpflege und Verwaltung, um Risiken frühzeitig zu erkennen und passgenaue Maßnahmen zu entwickeln.

Die Diskussionen führten immer wieder auf einen zentralen Punkt zurück: Es braucht einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Kulturerbe. Ein grundlegender Wandel im Denken ist nötig. Weg vom „Entweder-oder“ zwischen Authentizität und Anpassung, hin zu einem integrierten Verständnis von Resilienz, Wandel und Identität. Nur so kann ein zukunftsfähiger Erhalt von Welterbestätten gelingen. Gleichzeitig wurde betont, dass Welterbestätten selbst Orte des Wandels sind. Sie bieten Raum für Bildung, Teilhabe und Transformation. Als aktive Lernorte können sie gesellschaftliche Verantwortung fördern und eine nachhaltige Entwicklung konkret erlebbar machen, insbesondere für den Nachwuchs.

Das positive Feedback von Teilnehmenden vor Ort und online bestätigt: Die Tagung hat einen wichtigen Beitrag geleistet, um den Welterbeschutz als gesamtgesellschaftliche Querschnittsaufgabe im Kontext der Klimakrise sichtbar zu machen und den dringend nötigen Dialog zwischen den Akteur:innen zu stärken.
Die Tagung wurde vom Heidelberg Center for Cultural Heritage (HCCH) in Kooperation mit dem Deutschen Nationalkomitee von ICOMOS organisiert, unterstützt von der Deutschen UNESCO Kommission und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).


Unter folgendem Link können Sie die Videodokumentation abrufen: https://www.youtube.com/live/Z9goHh7-IHc
Deutsches Nationalkomitee von ICOMOS e.V.         X Bluesky
  Kultur und Medien